Geschlecht und Menstruationsprodukte

Seit es die Menstruation gibt (also seit immer), wurde diese als etwas rein Weibliches angesehen. Über Jahrhunderte der Zivilisation, haben verschiedene Kulturen, die Menstruation entweder als eine heilige und mächtige Zeit angesehen, oder als eine gefährliche und unsaubere Zeit. Aber unabhängig davon, wie die Gesellschaft über den Prozess der Menstruation an sich fühlt, wurde diese eindeutig als etwas bezeichnet, das die Weiblichkeit in ihrem unberührtesten Zustand verkörpert.

Scheinbar ein uralter Denkprozess für diejenigen von uns, die die Notwendigkeit von Inklusivität verstehen, gehen „Weiblich“ und „Periode“ noch heute Hand in Hand. Man begegnet diesem auf den Verpackungen von Periodenprodukten, in Werbungen und in der täglichen Sprache, die viele von uns verwenden, um unsere Menstruation zu diskutieren. Es wurde von Generation zu Generation weitergegeben und scheint für die meisten Menschen so normal zu sein.

Das Schlüsselwort hier? „Die meisten.“ Die Mehrheit der Menschen identifiziert sich als cisgender, was bedeutet, dass sie das Gefühl haben, mit den richtigen Genitalien geboren worden zu sein.

Aber was ist mit dem Rest der Bevölkerung? Die Transgender-Männer, die eine Gebärmutter haben, sich aber nicht als Frauen identifizieren? Die agender oder nicht-binären Menschen, die eine geschlechtsneutrale Formulierung bevorzugen? Diese marginalisierten Gruppen wurden völlig aus der Menstruationskonversation ausgeschlossen und es ist eine Schande.

Wer hat eine Periode?

Die erste richtige Frage, die man sich angehen muss, lautet „Wer hat eine Periode?“ Wenn wir verstehen, dass es nicht nur eine cis-Frau ist, die eine Gebärmutter hat – und eine haben will - die diese Menstruationsprodukte kauft, dann öffnen wir eine Tür, die eine weitere Erforschung des Problems ermöglicht, wenn wir diese als "Frauenprodukte" bezeichnen.

Die Geschlechter, die eine monatliche Periode erleben, beinhalten:
  • Transgender-Männer
  • Agender Menschen
  • Nicht-binäre Menschen
  • Cisgender Frauen

Diese Gruppen an Menschen erleben eine monatliche Blutung aus ihrer Gebärmutter und nicht alle von ihnen identifizieren sich als „weiblich“. Zudem, gibt es viele Menschen, die sich als weiblich identifizieren, aber keine Menstruation haben.

Personen nach der Menopause erleben keine Periode und sie sind nicht weniger weiblich von Natur aus. Transgender Frauen und Frauen, die eine Hysterektomie hatten, erleben keine monatliche Blutung und sind dennoch in der Lage jedes Maß an Weiblichkeit auszudrücken, das sie wollen.

Zusammenfassend können wir sagen, dass nicht alle Frauen Perioden haben und nicht alle Personen, die Perioden haben, Frauen sind.

Wie rein weibliche Sprache schmerzt

Menschen lieben es, Sprache zu benutzen, um zu kategorisieren und zu sortieren. Labels werden häufig verwendet, um Gruppen von Personen zu beschreiben, insbesondere wenn wir das Bedürfnis haben, eine Gruppe zu kategorisieren, ohne jedes Individuum anerkennen zu müssen. Ein Problem entsteht, wenn die verwendete Sprache ungenau ist und zu falschen oder verallgemeinerten Annahmen über eine Gruppe von Menschen führt – z.B., dass alle Personen, die eine Periode haben, Frauen sind. Wenn wir diese veralteten und mutmaßlichen Bezeichnungen, wie "Frauenhygiene", festhalten, schließen wir Menschen aus und beschämen sie. Klar, es ist vermutlich nicht absichtlich. Aber die Intention hat wirklich keinen Einfluss darauf, wie sich eine Transgender-Mann fühlt, ein Menstruations-Produkt zu kaufen, bei dem "Frauenhygiene" rundherum darauf stehen hat.

Der sprachliche „Nur-Frauen“ Ansatz an die Periode, ist nicht nur irrelevant, sondern kann auch zu einer Vielzahl von Problemen führen, die das Selbstwertgefühl beeinflussen, Körper- Dysmorphophobie verursachen und zum allgemeinen Missverständnis von Personen beitragen, die sich nicht mit ihrem angeborenen Geschlecht identifizieren.

All dies bedeutet, dass wir uns als Kultur bewusst sein müssen, welche Auswirkungen einfache Sprachverschiebungen haben und dass diese Veränderungen einen bedeutsamen Einfluss auf unser Verhalten und unsere Wahrnehmung haben. Wenn wir den Begriff „weiblich“ verwenden, implizieren wir, dass dieses Produkt nur für diejenigen geeignet ist, die sich als solche identifizieren und präsentieren. Ganz ehrlich? Das ist irgendwie albern. Wir können die Kraft unserer Worte nutzen, um die Menstruation zu einer umfassende Erfahrung zu machen und so zu fühlen.

Dieser Wandel vollzieht sich auch in einer Zeit, in der unser kulturelles Verständnis davon, wie Unterschiede in den Vorstellungen von Geschlecht und Ausdruck zu einem besseren Bild von Individuen führen. Anstatt zu versuchen, jede*n in eine definitive Kategorie von Mann oder Frau zu zwingen, lernen wir, die Spektren der Vielfalt zu erfassen, die die Menschheit so unglaublich macht. Wir können die Unterschiede zwischen biologischem Geschlecht und sozialem Geschlecht (sex vs. gender) in verschiedenen Spektren analysieren und anerkennen, dass die Biologie möglicherweise überhaupt nicht mit dem Ausdruck des Geschlechts in Verbindung steht. Möchtest du, dich als weiblich präsentieren und weibliche Mittel für deine Periode haben? Großartig! Aber das sollte nicht die einzige Option und vor allem nicht die Standardoption sein.

Was man stattdessen sagen sollte

Es ist also ziemlich klar, dass die Verwendung von frauen-zentrierten Wörtern in der Menstruations-Industrie aufhören muss. Dies wirft die Frage auf, was man stattdessen sagen sollte.

Je nach Kontext könntest du versuchen, es zu vermeiden Gruppen von Personen zu benennen. Zum Beispiel, anstatt zu sagen "Manche Leute, die menstruieren bevorzugen Lunette" könnte man sagen "Lunette ist ein bevorzugtes Menstruationsprodukt". Ich meine, wir alle verstehen, dass wenn man ein Periodenprodukt verwendet, man wahrscheinlich die Periode hat. Ich war schuld daran, von Zeit zu Zeit geistreiche Bemerkung über "Menschen mit einer Gebärmutter" zu machen - bis mir klar wurde, dass diese Person, die eine Gebärmutter hat, sich wirklich wirklich wirklich wünschen könnte, sie hätten keine. Und sie in einer Gruppe zusammenzufassen, die sie daran erinnert, dass sie einen Uterus haben, der möglicherweise zur Körper- Dysmorphophobie beiträgt... nun, ich will nicht dazu beitragen.

In Bezug auf die Benennung von Körperteilen ist es immer eine gute Idee, korrekte medizinische Terminologie wie "Vagina", "Zervix" oder "Uterus" anstelle von Kosenamen zu verwenden. Ja, diese Worte mögen einigen Menschen immer noch Unbehagen bereiten, aber ein gewisses Maß an Präzision ist notwendig, wenn man über Gesundheitsfragen spricht. Nach meinem Verständnis sind die meisten Menschen, die sich nicht als weiblich identifizieren, verständnisvoll und finden das in Ordnung.

Es ist Zeit für uns, dieses Wissen und Verständnis zu nutzen, um ein anderes Label zu ändern. Wir haben rassistische Labels geändert. Wir haben sexistische Labels geändert. Lass uns nun die cisexistischen ändern. Perioden sind nicht von Natur aus nur weiblich. Perioden sind ein biologisches Phänomen, das das Leben von Menschen beeinflusst, die mit einer Gebärmutter geboren wurden. Wir haben die Kraft, auf die Einbeziehung aller menstruierenden Menschen hinzuarbeiten, und jetzt ist die Zeit für diesen Wandel. Alle Menschen verdienen es, sich wohlzufühlen, wenn sie sich während dieser Zeit im Monat um sich kümmern.

1 Kommentar

Ich verstehe es wirklich, das manche Menschen, nicht stolz auf ihre Geschlechtsorgane sind. Trotzdem, ist und bleibt eine Gebärmutter, nun einmal eine Gebärmutter.
Ich bin kein Unmensch, bitte versteht mich da nicht falsch, aber man sollte bei diesem ganzen Geschlechterkram auch wirklich mal die Kirche im Dorf lassen. Es gibt auch Dinge die mir in der Seele wehtun, damit lebe ich aber und es macht mich nur stärker.

Für mich wäre es nicht schön auf eine nicht Geschlechter sortierte Welt zu leben. Und nein, ich rede nicht davon das Angebote auch neutral sind, ich bin einfach gerne Frau und Mädchen. Mir persönlich würde was fehlen, nicht mehr mit Frau oder Sie angesprochen zu werden, keine Hygieneartikel (extra für Frauen) erstehen zu können. Ich gestehe dies allerdings auch jedem anderen Menschen auf der Welt zu. Also warum nun dazu aufrufen, dass man diese Artikel neutralisiert, statt dazu aufzurufen, dass man mal ein anderes Angebot rausgibt? Welches dann neutral gehalten ist.

Marie November 13, 2019

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